Am 2. November 2023 lud das Zentrum Innere Führung zu einer Gedenkveranstaltung in die Abtei Himmerod (Eifel) ein. Anlass war die Würdigung der Himmeroder Denkschrift vom Oktober 1950.
Dieses GEHEIM eingestufte Dokument, in 4 Tagen von 15 ehemaligen Wehrmachtsoffizieren im Auftrag der Regierung Adenauer erstellt, enthielt zur Frage einer deutschen Wiederbewaffnung politische und militärische Überlegungen für einen Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur westeuropäischen Verteidigung. Gleichzeitig wurde das Profil des zukünftigen deutschen Soldaten im Kapitel V „Inneres Gefüge“ beschrieben. Jene Aussagen bildeten später die Grundlage für die Konzeption Innere Führung. Grundtenor: Eine Anlehnung an die Formen der alten Wehrmacht wurde strikt abgelehnt, es sollte etwas „grundlegend Neues“ geschaffen werden.
Die Gedenkveranstaltung wurde mit einer ökumenischen Andacht eingeleitet. In seiner Predigt ging der evangelische Militärdekan des Zentrums, Dr. Roger Mielke, auf Schnittstellen christlicher Tradition und der Konzeption Innere Führung ein. Im Einzelnen führte er aus: es geht um das Unabdingbare (Leitlinien), um ein Denken im Prozess (Offenheit) und um die Hingabe (persönliche Verantwortung).
Quelle: Bundeswehr | All Rights Reserved
Anschließend konnte das historisch bedeutsame Zimmer Nr. 7 (Sitzungszimmer im Originalzustand) besichtigt werden sowie der kleine Vorraum, Zimmer 6; hier hatte das Zentrum eine Video-Stele installiert mit historischen Filmen, eine Vitrine mit den Konterfeis der damaligen Tagungsteilnehmer und ein Original-Exemplar der Denkschrift platziert.
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Nach Stärkung (Suppen-Imbiss) wurden die Teilnehmer (Führungspersonal Zentrum, Mitglieder des Freundeskreises (9), Kirchenvertreter, BMVg-Vertreter und Gäste) durch Oberst i.G. Thomas Berger, aktuell kommissarischer Kommandeur ZInFü, herzlich begrüßt
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Anschließend sprach der parlamentarische Staatssekretär Thomas Hitschler beim Bundesminister der Verteidigung. In fast freier Rede unterstrich er den Wert der Inneren Führung auch als Brücke zu Politik und Gesellschaft. Schließlich erwähnte er den persönlichen Wert (Motivation) der Inneren Führung während seiner Wehrpflichtzeit.
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Quelle: Bundeswehr | All Rights ReservedFür die Kirche sprach als Vertreter der Diözese Trier Bischof Dr. Stephan Ackermann. Seine Einlassungen zur Konzeption Innere Führung als Theologe in Verbindung mit dem diskreten Tagungsort Kloster Himmerod als „Denkort in Abgeschiedenheit“ waren interessant. Er betonte überdies, dass ein Kloster besonders geeignet sei, stressfrei zu reflektieren und gedankliche Ordnung zu finden.
Die einzelnen Reden wurden musikalisch umrahmt durch eine 5-köpfige Bläsergruppe des Landespolizeiorchesters Rheinland – Pfalz. Die Leichtigkeit Händels war dabei förderlich für die Gesamtstimmung.
Die Enthüllung der Bronzetafel fand anschließend im Bereich des regengeschützten Tordurchgangs des alten Pfortenhauses (zentraler Eingangsbereich) der Kloster-Anlage statt. Oberst i.G. Berger gab einen kurzen Impuls, wies noch einmal auf die historische Bedeutung für die Bundeswehr und das eigene Haus hin.
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Der Rektor der Abtei Himmerod, Prof. Dr. Reinhold Bohlen, hob in seiner Ansprache hervor: “Die Erarbeitung der sog. „Himmeroder Denkschrift“ darf als das weitestreichende Ereignis der Nachkriegszeit gelten, das mit dem Namen Himmerods verknüpft ist, obgleich dem Eifelkloster dabei nur die Funktion des diskreten Gastgebers zukam.“
Und führte weiter aus: „Gemäß den Werten des kurz zuvor verabschiedeten Grundgesetztes (1949) entstand das Leitbild vom Staatsbürger in Uniform und das Konzept der Inneren Führung. Daher gilt Himmerod als Wiege der Führungskultur der Bundeswehr.“
Schließlich verwies Prof. Bohlen auf einen Artikel des Chefredakteurs der Zeitschrift „Europäische Sicherheit & Technik“ (Ausgabe 10/2020, S. 20): ….„ aber für die Traditionspflege der Bundeswehr, auch für das Wirken dieser Tradition in der Öffentlichkeit sollte eine Gedenk- oder Hinweistafel auf dieses für die Bundeswehr so wichtige Ereignis an der Abtei nachgedacht und mit den Verantwortlichen gesprochen werden.“
Finale: „Der damalige Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Generalmajor André Bodemann, trat mit diesem Vorschlag an den Vorstand des Klosters Himmerod heran, um die Anbringung einer Bronzetafel vorzuschlagen. Der Text hierzu war bereits entworfen.
Der Vorstand hat einstimmig dem Vorhaben zugestimmt und den Tordurchgang hierfür vorgeschlagen.
Die Corona-Pandemie führte zu einer zeitlichen Verzögerung. Nunmehr kann das Projekt realisiert und die Gedenktafel enthüllt werden.“
Die enthüllte Bronzetafel gibt folgenden Text – leider in recht kleiner Schrift – frei:
Quelle: Bundeswehr | All Rights Reserved
„Das Kloster Himmerod ist für die Bundeswehr von großer Bedeutung.
Hier ist die Wiege der Inneren Führung, der Führungskultur der Bundeswehr.
Im Oktober 1950 diskutierten 15 ehemalige Offiziere im Auftrag der Bundesregierung im Zimmer Nr. 7 über Grundlagen für einen deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas.
Das Ergebnis ist die Himmeroder Denkschrift. Hierin wurden Grundgedanken und leitende Prinzipien für den Aufbau der Bundeswehr sowie die Konzeption der Inneren Führung niedergelegt.“
Noch einmal ging es zurück in das Refugium des Klosters. Das ZInFü hatte zu Kaffee und Kuchen eingeladen. In angenehmer Atmosphäre konnte der Meinungsaustausch fortgesetzt werden.
Schließlich wurde vom Conférencier des Tages, Herrn Leitender Regierungsdirektor Thomas Flink (Abteilungsleiter InFü ImDialog), eine „Überraschung“ angekündigt:
Drei Soldatinnen (Major, Stabsfeldwebel, Stabsgefreiter) trugen in Wechselrede ausdrucksstark (Format poetry slam) Gedanken und Fragen an die Innere Führung vor. Der selbsterarbeitete Text war Ergebnis eines zuvor stattgefundenen Workshops am Zentrum Innere Führung gewesen.
Wir Zuhörer waren mehrheitlich der Ansicht, dass diese Gedanken an anderer Stelle erneut vorgetragen werden sollten.
Bericht: Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt