In der Woche vom 07. bis 11. Oktober 2024 verbrachten Mitglieder und deren Ehefrauen informative Tage in Weimar und Erfurt. Die interessante Bildungsreise wurde vom Bildungswerk des Deutschen Bundeswehr Verbandes angeboten. Dieses wurde 2020 gegründet und ist als Fusion der Karl-Theodor-Molinari-Stiftung und des Manfred-Grodzki-Institutes für angewandte Innere Führung entstanden. Es vereint über 30 Jahre Erfahrung in politischer Bildungsarbeit.

Erfahrener Seminarleiter war erneut Oberstleutnant a.D. Josef Pongratz, ein ehemaliger Hörsaalleiter des Zentrums Innere Führung (ZInFü), früherer Mitarbeiter der Molinari-Stiftung sowie Mitglied des Freundeskreises. Als Unterbringung diente das traditionsreiche Hotel „Kaiserin Augusta“ in Weimar, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof.

Es reisten 21 Mitglieder des Freundeskreises eigenständig per Bahn oder Auto an. Der Montag diente zunächst der Begrüßung, Vorstellung und Einweisung in die Seminarwoche.

Das diesjährige Seminar widmete sich im Schwerpunkt der Historie beider Städte, seinen kulturellen Highlights und aktuellen politischen Entwicklungen des Bundeslandes Thüringen.

Der Dienstagvormittag diente einer Stadtführung in Verbindung mit einem Altstadtrundgang. Dieser stand unter dem Motto „Auf den Spuren der Dichter und Denker“.

Die Tour begann am ehemaligen NS-Bauwerk „Gauforum“, unter anderem mit dem „Haus des Volkes“ nunmehr Atrium (Einkaufszentrum) im Herzen der Stadt und führte auf einer abwechslungsreichen Strecke von ca. 3 km an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Dazu gehören die Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche), das Goethe-Schiller-Denkmal, das Deutsche Nationaltheater, das Stadtschloss, Schillers Haus und das Rathaus mit Blick auf das extravagante Hotel Elephant. Wir verweilten am Liszt – Denkmal, passierten das Stadtschloss, das Fürstenhaus und gingen durch das Goethe Wohn-Haus am Frauenplan. Die geführte Tour endete am Haus der Demokratie am Theaterplatz. Somit war Einstimmung in die besondere Geschichte Weimars gegeben.

Hier erwartete uns eine Führung durch das Haus der Weimarer Republik. In diesem waren viele Zeugnisse der ersten deutschen Demokratie ausgestellt. Es lohnte sich, die damaligen Gegebenheiten und Veränderungen in den Blick zu nehmen und mit der heutigen Zeit zu vergleichen. Im historischen Vergleich konnte für diese Zeit – Weimarer Republik – u.a. festgehalten werden:

  • Sie verfügte über die modernste Verfassung der Welt.
  • Sie führte viele Rechte ein, die für uns heute selbstverständlich sind.
  • Sie wurde begleitet von einer Blüte in Wissenschaft und Kultur.
  • Sie wurde von rechts und von links angegriffen.
  • Sie scheiterte nicht, sondern wurde gezielt zerstört.

Fazit und Ausblick: Von ihr können wir heute noch lernen: Wir müssen wachsam sein und unsere Demokratie verteidigen wollen. Das bedeutet klare Positionen zu beziehen und radikalen Entwicklungen (Tendenz Autoritarismus) entgegenzuwirken.

Nach dieser historisch ergiebigen Erkundung bot die Einkehr in Jagemanns Restaurant in der Altstadt mit seiner speziellen thüringischen Küche eine willkommene Erholung.

Anschließend stand eine Übersichtsführung – mit Blick hinter die Kulissen – durch das Nationaltheater, dem Ort der Nationalversammlung 1919 zur Gründung der Weimarer Republik, auf dem Programm. Wir tauchten ein in die Künstlerwelt und betraten viele Funktionsräume des Theaters. Eine sachkundige Begleitung war gegeben. Es entstand ein spezielles Gruppenfoto.

Der Folgetag Mittwoch, sah nach dem üppigen Frühstück im Hotel zunächst einen Fußmarsch zur Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek vor. Dieser Ort (mehrstöckiges, historisches Gebäude und Bücherturm mit Militärkabinett) ist eine öffentlich zugängliche Archiv- und Forschungsbibliothek für europäische Literatur – und Kulturgeschichte. Ihre Sammlungen reichen vom 9. bis ins 21. Jahrhundert.

Im Historischen Bibliotheksgebäude nimmt die Ausstellung „Cranachs Bilderfluten“ im Renaissancesaal des 16. Jahrhunderts in den Blick und fragt nach Wirkung und Funktion von Bildern. Der darüber liegende Rokokosaal ist das repräsentative Zentrum. Es enthält in prachtvoller Umgebung Stuckaturen, Büsten, Bilder und Bücher. Damit soll die Ordnung des Wissens im 18. Jahrhundert dargestellt werden.

Anzumerken ist die Tatsache, dass vor 20 Jahren ein Brand stattgefunden hat. Seitdem konnten zahlreiche Bücher restauriert werden, kamen als Geschenk neu in die Bibliothek oder wurden als Ersatz für verlorene Exemplare angekauft.

Im benachbarten, angelehnten Bücherturm (ehemaliger Stadtturm) wurde bereits 1825 eine beeindruckende Sammlung eingerichtet: Herzog Karl-August ließ damals Werke zu den Napoleonischen Kriegen und allgemein geschriebene Erkenntnisse zur Kriegsführung archivieren (Weimarer Militärbibliothek). Außerdem enthält der Turm zahlreiche Bände zur Naturgeschichte.

In Sichtweite dieser Bibliothek und am Rande des Platzes der Demokratie befindet sich ein Studienzentrum. In ihm kann die Öffentlichkeit auch mit historischen Werken arbeiten.

Die Mittagspause führte uns zum benachbarten Markt, wo wir ins Restaurant „Zum Schwarzen Bären“ einkehrten.

Nachmittags bestand die Möglichkeit die Gedenkstätte Buchenwald zu besuchen. Dies war optional und in eigener Zuständigkeit.

Das KZ Buchenwald, amtlich KL Buchenwald, war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 277.800 Menschen aus 50 Ländern im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Bei der Annäherung der 3. US-Armee am 11. April 1945 übernahmen die Häftlinge die Leitung des Lagers von der abziehenden SS, nahmen 125 der Bewacher fest, öffneten die Tore und hissten die weiße Fahne. Bereits seit dem 8. April hatten viele Häftlinge durch Boykott und Sabotage ihre von den Nationalsozialisten sogenannte Evakuierung verhindert und die US-Armee per Funk um Hilfe gerufen.

Nach dem Abzug der US-Truppen wurden Teile des Geländes von der sowjetischen Besatzungsmacht als Speziallager Nr 2 genutzt. Es existierte bis 1950; von den 28.000 dort Internierten starben 7.000.

Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers wurde 1958 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eröffnet. Ab 1991 wurde die Gedenkstätte Buchenwald neugestaltet. Sie enthält viele Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers.

Der Donnerstag führte die Reisegruppe mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Erfurt, einer äußerst beeindruckenden und sehenswerten Stadt. Die Stadtführung begann am Domplatz mit herrlichem Blick auf den Mariendom sowie die Kirche St. Severin. Der Stadtführer erläuterte hierzu Details: das Wirken des Heiligen Bonifatius seit 742, die historischen Verbindungen zu Mainz, der besondere Umgang mit der Glocke Gloriosa.

Die Gloriosa, lat. Die Ruhmreiche oder die Glorreiche, ist die größte Glocke im Mittelturm des Erfurter Domes. Sie wurde 1497 gegossen und wiegt 11,45 Tonnen bei 2,62 Meter Höhe und einem Durchmesser von 2,56 Meter. Sie erklingt im Ton „e“ und hat eine sehr lange Nachlaufzeit des Klanges. Damit ist sie die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt und zählt außerdem zu den klangschönsten Glocken der Welt. Gelegentlich wird sie daher „Königin aller Glocken“ genannt. Die aktuelle Gloriosa ist die nunmehr sechste Erfurter Glocke dieses Namens. Mehrere Glocken mussten ersetzt werden, weil Schäden (Risse) auftraten oder sie durch Brände zerstört wurden. Die letzte Reparatur (Schweißung) fand 1985 statt. Danach verbesserte sich der Klang deutlich.

Die Tour in der Altstadt beinhaltete folgende, weitere Stationen: die Allerheiligenkirche. In dieser befindet sich ein sogenanntes Kolumbarium. Es wird oft auch als Urnenwand bezeichnet. In den eingelassenen Kammern der Urnenwände werden Urnen beigesetzt. Nach der Urnenbeisetzung eines Verstorbenen wird die Urnenkammer mit einer Steinplatte verschlossen, auf der der Name des Verstorbenen sowie dessen Geburts- und Todestag eingraviert sind. Wir standen vor den Mauerresten der ältesten Synagoge Erfurts, betraten die 120 m lange Krämerbrücke, die sich über den Gerafluss spannt und mit 32 Häusern bebaut ist. In diesem Bereich wurde durch Ausgrabung eine sogenannte Mikwe entdeckt. Eine Mikwe ist ein Tauchbad, welches im Judentum zur Erlangung ritueller Reinheit dient. Der Rundgang führte schließlich auch zum Rathaus und der Handwerkskammer. Diese Gebäude im Renaissance-Stil strahlten große Würde aus und geben der Altstadt ein besonderes Gepräge. Schließlich betraten wir noch die evangelische Predigerkirche, bestaunten dabei die Glasbruchfenster und den Lettner.

Nach diesem interessanten, historischen Stadtrundgang fand das Mittagessen am Rande des Domspatzes statt, im Restaurant Schnitzler, wo große Portionen auf die hungrigen „Mäuler“ warteten.

Der Nachmittag diente dem Besuch des Thüringer Landtages. Zunächst fand ein Rundgang statt. Wir erfuhren: Der Landtag ist ein Komplex aus mehreren Gebäuden und ein steinernes Geschichtsbuch. Der älteste Teil (heute Büros Abgeordnete) stammt aus den 1930iger Jahren im neoklassizistischen Stil. Im Keller war die Haftzelle der damaligen Gestapo zu besichtigen – inzwischen eine Erinnerungsstätte.

Um 1950 kamen das Hochhaus (Landtagsverwaltung, Büro Landtagspräsidentin) und um die Jahrtausendwende der neue Plenarsaal und das große Funktionsgebäude (Ausschüsse, Fraktionsbüros, Tagungsräume, Landespressekonferenz, „Raum der Stille“ hinzu; Foyer und Flure bieten zusätzlich Platz für Ausstellungen) mit dem heutigen Haupteingang hinzu.

Dieser moderne Gebäudeteil enthält zwei Besonderheiten: auf dem Dach jeweils eine Solaranlage zur Energiegewinnung sowie eine Begrünung zur Klimaverbesserung.

In einem Besucherraum wurde die Arbeitsweise des Landtages erläutert.

Im am 1. September 2024 gewählten 8. Landtag mit 88 Sitzen sind fünf Fraktionen vertreten. Die AfD nimmt 32 Sitze ein, ist damit stärkste Fraktion und hat eine Sperrminorität. Die von 1990 bis 2019 stets größte Fraktion, die der CDU, ist mit 23 Abgeordneten weiterhin zweitgrößte Kraft. Das BSW zog erstmals in den Landtag ein und liegt mit 15 Sitzen an dritter Stelle. Die Linke, die in der vorangegangenen Wahlperiode noch stärkste Kraft im Landtag war, kommt auf nunmehr zwölf Sitze. Kleinste Fraktion im Landtag ist mit sechs Abgeordneten die SPD-Fraktion.

Ein neuer Landtagspräsident wurde inzwischen gewählt (CDU). Sondierungen und Regierungsbildung halten noch an.

Im 2. Teil des Landtagsbesuches fand ein Gespräch mit Abgeordneten statt. Es fehlte der Vertreter der SPD. Die Gesprächsatmosphäre war entspannt, man bemühte sich die Fragen, zum Teil ausschweifend und auch gegenseitig polemisch (AFD, Linke), zu beantworten.

Nach dieser doch überwiegend trockenen Veranstaltung, war ein Verweilen in dieser schönen Stadt Erfurt und Einkehr, so man wollte, für manchen erstrebenswert.

Am letzten Seminartag, dem Freitag, stand der Besuch des Bauhaus-Museum Weimar auf dem Programm. Ein kurzer Spaziergang führte zu einem minimalistischen Kubus als geometrisch einfachen Gebäudekörper.

Das Museum vermittelt einen Einblick in die Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts in Weimar, in deren Mittelpunkt das Bauhaus steht. Zum 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses wurde am 5. April 2019 der Neubau des Bauhaus-Museums Weimar eröffnet. Sie enthält die weltweit älteste Sammlung von Exponaten aus verschiedenen Bereichen und wächst weiter durch Spenden und Ankäufen.

Das Bauhaus selbst entstand 1919 in Weimar. Visionäre kamen zusammen, um Kunst und Handwerk völlig neu zu denken. Es entstand eine innovative Gestalterschule, die bis zu 150 Studenten in verschiedenen Werkstätten aufnahm, deren Designklassiker heute in diesem Bauhaus-Museum zu sehen sind. Als Besucher ist man erstaunt, über die Vielzahl von Gebrauchsgegenständen, die man seinerzeit entwickelte und die wir z.T. heute noch nutzen.

Zahlreiche ausgestellte Objekte veranschaulichen die Vielschichtigkeit, Kreativität und Lebendigkeit des schulischen Wirkens in Weimar. Ausgehend vom Manifest und Programm des Bauhauses entwickelten die Bauhaus-Meister ein neuartiges Lehrprogramm. Die damalige Kern-Frage lautete: „Wie wollen wir zusammenleben?“ Die Frage ist heute so wichtig wie vor 100 Jahren. Die gestalterischen Antworten des Bauhauses waren radikal und experimentell.

Wir erhielten zunächst eine einstündige Übersichtsführung durch alle Abteilungen. Durch die verschiedenen Themenbereiche – Neuer Mensch, Experiment, Neuer Alltag, Bühne, Scheitern und Erbe des Bauhauses – wurde ein umfassender Blick auf die bedeutende Gestaltungsschule gegeben.

Noch vor dem gemeinsamen Mittagessen in einer benachbarten Pizzeria endete das Seminar auf dem Vorplatz des Museums. Bei herrlichem Sonnenschein standen wir im Kreis zusammen. Der Seminarleiter, OTL a.D. Josef Pongratz, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sein gestaltetes Programm uns allen gefallen und somit der Fortbildung von allen gedient hatte.

Die Angehörigen des Freundeskreises konnten dies ohne Abstriche bejahen. Außerdem diente dieses gemeinsame Vorhaben und Erlebte auch der Vertiefung der Freundschaften, was während der Woche deutlich sichtbar wurde. FKpt a.D. Harry Burkhardt bedankte sich im Namen aller und überreichte ein Buchpräsent. Zugleich warf er einen Blick auf das nächste Jahr und den Fortsetzungswunsch für eine erneute Bildungswoche.

Aus Sicht der Teilnehmenden hat sich die Reise nach Weimar und Erfurt vollauf gelohnt.
„Die gemeinsame Woche bot neben politisch-historischer Bildung vor allem viel Flair, Atmosphäre, Kultur und Thüringer Gastlichkeit“, so ein Teilnehmer. „Schade, dass keine aktiven Angehörigen des Zentrums Innere Führung im Rahmen Politischer Bildung teilgenommen haben. Dies hätte neben einem kontinuierlichen Meinungsaustausch auch eine Netzwerkbildung ermöglicht“.

Bericht: Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt